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Was ich mir als Radfahrer von Hundehaltern wünsche

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Immer wieder erlebe ich sowas. Immer wieder aufs Neue nehme ich mir vor, dass es nicht die Regel ist und sein kann und dass ich nicht nur, weil es jetzt schon wieder passiert ist, jeden Hundebesitzer und jeden Vierbeiner sofort vorverurteilen soll. Das muss wirklich nicht sein. Trotzdem müssen auch Begegnungen dieser Art nicht wirklich sein. Der Wald und die Wiesen/ Felder und vom Prinzip her natürlich auch der Gehweg ist für alle da. Wobei ich erwachsene Radfahrer vom Gehweg runternehme, die gehören natürlich auf die Straße, das ist auch mir klar.

Warum ist Rücksicht noch nicht selbstverständlich

Ansonsten teilen sich alle Fußgänger die Bereiche. Das bedeutet, man sollte im Idealfall aufeinander achten und sich natürlich so verhalten, dass alle das was sie tun gleichermaßen genießen können. Für  mich als Läufer (oder Radfahrer auf gemischten Fuß- und Radwegen) gehört das dazu. Ich weiche Kindern auf Fahrrädern aus, die noch nicht so sicher fahren können, ich fahre langsam, wenn es voller wird, ich dimme meine Kopflampe, wenn mir andere entgegenkommen und ich halte Abstand wo es nur geht. Wenn ich merke, dass ich jemandem zu nah gekommen bin, oder dass sich ein Kind wegen mir erschreckt, dann entschuldige ich mich. Ich kann auch einfach kurz stehen bleiben, wenn es von Nöten ist. Kein Problem. Das hier ist meine Freizeit, ich bin höflich, weil das für mich dazugehört.

Warum kann ich das mit der Rücksicht und noch immer viele Hundebesitzer können es nicht? Ich schreibe bewusst können, weil ich in 9 von 10 Fällen das Gefühl habe, dass genau die Fähigkeit tatsächlich das Problem ist. Wenn man als Läufer hundelos ist, heißt das nicht unbedingt, dass man keine Hunde mag oder Angst hat. Ich mag Hunde. Praktisch jede Familie in unserem Freundeskreis hat Hunde. Hunde gehören deshalb für mich dazu. Ich bin mit einem Hund aufgewachsen und habe niemals Scheu oder Angst beigebracht bekommen. Wohl aber Respekt, in einem gesunden Maß. Ich mag große Hunde, sie sind meistens genügsam, zumindest alle, die ich näher kenne.

Nicht der Hund ist das Problem

Ich muss zugeben, dass ich fremde Hunde am liebsten dann mag, wenn sie Abstand halten und an der Leine sind. Und wenn sie nicht an der Leine geführt werden, dann mag ich sie besonders, wenn sie auf ihren Hundeführer reagieren. Immer wieder erlebe ich es aber, dass genau das nicht passiert. Freilaufende Hunde ohne jedes Interesse an ihren Hundeführern, aber mit großem Interesse an mir. Während der Hundeführer sich mit „komm“ in vielerlei Betonung in das Hundegehirn einzuschalten versucht, freut sich der Vierbeiner, dass er endlich mal einen Läufer trifft und springt im schlimmsten Fall auch noch um mich rum, bellt und kommt hoch. Das muss nicht sein. Auch wenn ich verstehe, dass der Hund sich offenbar ungemein freut. Ich möchte das nicht. Ich finde es schon unheimlich, wenn ein großer Hund quer über die Wiese angerannt kommt, in meine Richtung, und der Hundeführer förmlich ins Leere ruft. Das gibt mir kein gutes Gefühl. Immerhin rennt da ein Tier schnurstracks auf mich zu. Finden das Andere witzig? Warum denken Hundeführer, dass das in Ordnung ist?

So ist das auch bei Hunden, die an unfassbar langen Schleppleinen vor ihren Führern herlaufen und wenn wir mit dem Rad ankommen unbedingt mal schauen wollen. Da Hunde mit der Nase schauen, springen sie uns dabei also förmlich an die Reifen. Wenn ich auf einem Radweg fahre, dann erwarte ich von den Hundeführern auf dem Gehweg, dass sie ihre Hunde so halten, dass ich ungestört fahren kann. Ein Unfall mit einem Rad stelle ich mir für einen Hund, egal in welcher Größe, nicht angenehm vor. Und für den Radfahrer kann es dann auch schnell gefährlich werden.

Hundeführer sollten Fehler eingestehen

Gerade erst kürzlich fahre ich mit dem Rad auf einem gemischten Rad- und Fußweg mit einer Linie in der Mitte. Die Zeichen sind ein-eindeutig, es gibt keinen Zweifel für Radler, Fußgänger und Hundeführer: hier kann einem alles begegnen, im Idealfall auf der richtigen Seite der Linie und jeder hat ein Recht hier zu sein. Also fahre ich nicht mit 30km/h, wie flott kann einem mal ein Kind vors Rad springen oder ein Erwachsener vergisst spontan, dass er nicht alleine hier ist und schon kann es passiert sein. Ich gondele also für meine Verhältnisse langsam vor mich hin. Und kaum fahre ich an die Kurve ran, passiert es auch schon. Ein großer Schäferhund bleibt nicht stehen, obwohl die Frau Hundeführerin ihm das angeraten hat, sondern läuft einfach weiter quer zum Weg. Mein lautstark gebrülltes „HEEEEEYYYY“ erschreckt alle Anwesenden, der Hund bleibt abrupt stehen, zieht den Schwanz ein und wir können den sicheren Aufprall dadurch verhindern. Der Hund, weil sein Reflex perfekt funktioniert hat und ich, weil ich einfach ein ordentlich lautes Organ habe. Kein anderer hat etwas zur Unfallverhütung beigetragen. Stattdessen schreit mir die Hundeführerin noch ein „Verkehrsrowdie“ hinterher. Was wäre meine Alternative gewesen? Eine Vollbremsung oder ein Ausweichmanöver. Statt dass man dem armen Hund einfach mal den Befehl für Stopp beibringt? Ich drehe um und frage sie genau das. Sie hat keine Erklärung. Ich bekomme nur den Vorwurf gemacht, dass ich grundlos ihren Hund erschreckt hätte. Ein Familienvater, der die Situation -und ganz offensichtlich auch meine Fahrerei vorher- beobachtet hat, mischt sich ein und sagt zu mir „Spitzenreaktion“. Da eine Diskussion mit der Hundeführerein keinen Sinn hat, wünsche ich den Anwesenden einen schönen Tag und fahre weiter.

„Das hat er noch nie gemacht“

Beim Laufen höre ich bei Hundebegegnungen, die mir unangenehm sind, entweder ein „Sie stellen sich aber an“, ein „das hat er noch nie gemacht“ oder ein „der kommt auf Ideen“. Niemals höre ich ein „oh entschuldigen Sie bitte“. Weil der Hundeführer in dem Moment überhaupt keine schuld bei sich oder seinem Tier sieht. Womöglich sieht er die Schuld sogar bei mir, weil ich im Wald laufen gehe und die Hundekonfrontation damit noch heraufbeschwören würde? Wie die Frau mit dem Hund der mir beim Radfahren vor die Nase läuft. Natürlich habe ich Schuld, weil ich den Hund erschrecke, nicht sie, weil sie ihn nicht festgehalten hat.

Das ist doch eine verkehrte Welt.

Ich nehme Rücksicht, du kannst es auch!

Warum ist es so schwer aufeinander Rücksicht zu nehmen? Ich verstehe, dass Hunde auch mal frei rumlaufen sollen. Warum auch nicht? Wenn sie erzogen sind und stehen bleiben, wenn man sie als Hundebesitzer oder Hundeführer dazu auffordert ist gegen Leinenlosigkeit ja schließlich auch nichts einzuwenden. Aber warum finden Hundebesitzer oft nichts daran, dass ihr Hund nicht hört und Läufer begrüßt? Warum denken sich Hundeführer, dass das jeder gerne haben muss oder dass es nicht schlimm ist, weil der Hund ja eh nichts tut?

Nur weil ich gerne laufe heißt das doch nicht, dass ich erwarte, dass jeder Mensch es mir gleich tut. Nur weil ich finde, dass braun eine hübsche Farbe ist, ist es doch in Ordnung, dass andere Leute braun nicht mögen. Nur weil ich Hitze im Sommer in Ordnung finde kann es doch trotzdem Menschen geben, die darunter leiden. Jeder ist doch da anders und das sollte man akzeptieren. Oftmals würde, zumindest in den Fällen, die ich bei praktisch jedem meiner Trainingsläufe oder Radausfahrten erlebe, das Wort „Stopp“ im Hundevokabular vollkommen ausreichen. Ist gegenseitige Rücksichtnahme wirklich so schwierig?

Über die Autorin
Claudia ist Läuferin und Radfahrerin aus Leidenschaft. Sie läuft Marathon und bestreitet Triathlon-Wettkämpfe. Über diese Leidenschaft bloggt sie auf claudigivesitatri.de.

Der Beitrag Was ich mir als Radfahrer von Hundehaltern wünsche erschien zuerst auf Fair auf Pfoten.


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